Ja, sage ich zum Verkäufer, die Blumen sind ein Geschenk – ein Geschenk für mich. Genauso wie ich mir jedes Jahr zu meinem Geburtstag etwas schenke. Um mich noch schöner, wunderbarer, einzigartiger zu fühlen.
Und ja – ich habe die Nase voll von den sog. Feministinnen, die nur aus Contra-Haltung ihre Männlichkeit nach außen kehren und alle Weiblichkeit unterdrücken. Jahrelang habe ich das selbst praktiziert: tough sein, hart wirken, cool, stark.
Damit ist Schluss – ich bin eine Frau, ich darf weich sein, verletzlich, ich darf auch mal schlampig sein- in beiderlei Wortsinn!
Die Straßen sind mein Laufsteg, ich mache mich gerne schick, ich mag es angeschaut zu werden. Wenn ältere Herren mir aufs Dékolleté glotzen, das endlich was hermacht seit der Schwangerschaft (nachdem ich im Gymnasium als „Kirschkern“ verschrien war, ob der Winzigkeit oder fast Nicht-Existenz meiner Brüste, woran mein Unterbewusstsein lange geknabbert hat…), nehme ich es als Kompliment und nicht als „me too“. (Selbst Placido Domingo hat mir aufs Dékolleté geglotzt in Anwesenheit seiner Ehefrau…das ist aber eine andere Geschichte…)
Den rügenden, strafenden Blick bekommen die Herren von ihrer Gattin (Placido Domingos Frau steht augenscheinlich drüber😊) – ich fühle mich sexy.
Ich fühle mich sexy auch wenn ich Baumwollslips trage oder Schlabberklamotten. Mein Mann liebt mich. Ich finde ihn ja auch mega sexy unrasiert und mit zerzaustem Haar morgens nach dem Aufstehen.
Muss ich mir schon vor der Geburt meines Kindes Gedanken um einen Krippenplatz machen, wenn ich noch nicht mal weiß, wo ich in dem Moment leben werde, wenn mein Kind zur Krippe gehen soll…? Nein, keinen Bock. Ich will die Schwangerschaft in vollen Zügen genießen und weiß noch nicht, wie es dann sein wird und was mein Baby brauchen wird.
„Meine Frau opfert sich für unser Kind“, erzählt mein Mann einer Freundin.
Nein – ich bringe kein Opfer, ich bin, wozu die Natur mich gemacht hat. Ich tue, was lebensimmanent ist. Ich bin Mama. Und es erfüllt mich ganz und gar.
Ich habe mich jahrelang „selbstverwirklicht“ oder dachte es zumindest, aber erst jetzt fühle ich mich komplett – eins mit mir, meinem Körper, der schöner, schlanker, weicher, weiblicher ist als je zuvor. Ohne Diät, ohne Sport, ohne darüber nachzudenken habe ich mein Idealgewicht von vor der Schwangerschaft wieder erreicht.
Ja – ich könnte auch schon wieder arbeiten. Das tue ich auch, wenn mein Kind mich nicht braucht. Ich feiere jetzt meine Mama die 4, meine Oma die 7 Kinder großgezogen haben. Zwei Frauen, die nie einen Mucks der Sorge, der Schwere, von Stress oder ähnlichem von sich gegeben haben, obwohl sie nicht gleichzeitig beruflich erfolgreich sein konnten – nach den Maßstäben, die die heutige Gesellschaft, Businessberater, Coaches uns vorgeben. Karriere oder Kind? Warum nicht Karriere und Kind und ich entscheide selbst, wie lange und wieviel Zeit ich mir wofür nehme!
Mama, Oma, ich und viele andere Frauen waren und wir werden wieder mit gelebter, echter Weiblichkeit den perfekten Ausgleich zur männlichen Dominanz der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte schaffen können. Es ist alles eine Frage der Balance.
Und ja – ich gehe jetzt in die Küche und koche für mein Baby Brei und für mich einfach Pasta mit Pesto wie zu Studentenzeiten und es macht mich glücklich. Ich liebe meine Waschmaschine und ich liebe die vollgeschissenen Windeln meines Sohnes.
Zum Ausgleich kann ich endlich wieder mehr lesen, schreiben, Podcasts hören, meditieren, spazieren gehen, muss keine E-Mails beantworten und auf Facebook posten.
Die beruflichen Erfolge kommen wieder, warum auch nicht. Ein strahlendes Baby-Lächeln ist mehr wert, als alles, was man mit Geld kaufen kann!
Ich würde es ewig bereuen nur meines Egos wegen, meinen kleinen Sohn in die Hände anderer abzugeben und ihm nicht das mitgeben zu dürfen, was ich von meiner Mama bekommen habe, die es von meiner Oma bekommen hat!
Und apropos – ich habe wieder angefangen zu stricken und leiste mir ab sofort eine Putzfrau, denn wie ein Postkartenspruch so wunderbar schreibt: „Ich habe viele Persönlichkeiten, aber putzen will keine.“
Und wenn ich gleich meine Tampons einem wohltätigen Verein spende, weil ich Menstruationsunterwäsche benutze, habe ich noch etwas Gutes getan und gegen den Klimawandel gekämpft.
Ist das nicht super simpel…wenn man mal drüber nachdenkt.
Können wir nicht alle mit den kleinsten, einfachsten Gesten gemeinsam Großes bewirken?
Wollen wir uns nicht bei Mamas und Omas inspirieren und unsere neuen Ideen beisteuern und einfach die Väter mit an die Hand nehmen, die jahrzehntelang, jahrhundertelang oft nur Macht und Gewalt zur Zukunftsgestaltung der Welt benutzten? Und mit ihnen gemeinsam, Yin und Yang, eine bessere Zukunft der Welt gestalten?
Ist es nicht längst Zeit, die weibliche Energie, die in uns allen schlummernde Königin der Nacht wieder wirklich ans Licht zu bringen?
Für meine Mama und meine Omas- von Herzen!