Meine (ganz persönlichen) Utopien einer besseren Welt:
Endlich darf ich mich an meinen Schreibtisch setzen, ich habe geduscht, während mein Baby schläft. Ja – ich nehme mir gerne Zeit für mich, für meine Schönheit, für meine Weiblichkeit. Ja – wir schlafen gerne lang und gehen spät ins Bett…so what?!
Der Laternenanzünder im „Kleinen Prinzen“ wünscht sich Zeit zum Ausruhen tagsüber, viel Schlaf nachts und seine Pflicht möglichst schnell zu verrichten. Er ist der einzige „Große“, den der kleine Prinz auf seiner Reise nicht sonderbar findet.
Meine Utopie: Schlafen, so oft und viel man will!
In unserer Zeit ist es normal geworden „Stress“ zu haben, „Depressionen“ sind schon fast en vogue, es gehört zum Bild von „erfolgreich sein“, „keine Zeit für nichts“, „ereignisgesteuert“ von einem zum anderen Job oder professionellen Meeting zu eilen. Schnell, schnell wird gegessen, dann geht es weiter das Wettrennen um – was will ich noch erleben, kaufen, werden, was bringt mir noch mehr Erfolg, Anerkennung? Time is money.
Meine Utopie: Money is more time for beautiful things and activities.
Schneller, höher, weiter, je verrückter, desto besser – so befindet sich die Menschheit des 21. Jahrhunderts auf permanenter Sinnsuche und strebt nach Selbstverwirklichung, Selbstoptimierung und fühlt sich nicht selten leer, ausgelaugt, müde, wird krank. (wohlgemerkt, die privilegierte Menschheit unserer west-europäischen Kreise, die weniger privilegierten haben keine Zeit für Stress oder Depression, weil sie ums Überleben kämpfen!)
Oft finden wir uns wieder in einer kompletten Sinnüberreizung und gönnen uns keine Pausen.
Meine Utopie: Stille, Innehalten, Reflektion, positive Neu-Ausrichtung.
Wir haben den Sinn des Menschseins verloren und suchen ihn verzweifelt.
Ich will nichts unterstellen und ich nehme mich vor allem nicht aus.
Le sens- der Sinn- schrieb ich vor etwas weniger als 3 Jahren auf ein Post-It, dem viele weitere folgen sollten und mit dem meine bewusste Sinnfindung sich langsam angefangen hat, zu regen. Und noch bin ich weit entfernt vom Ziel. Aber auch überzeugt, dass es nicht das Ziel ist, ihn permanent zu finden, sondern der Weg dahin ist das Ziel, wie schon Konfuzius sagt.
Der Sinn ist leben. (Meiner jedenfalls, dafür bin ich auf dieser Welt und ich habe nur das eine.)
Leben ist Bewegung, permanente Veränderung, Zyklus, Wellen, ein Auf und Ab.
Ja – ich bin Künstlerin.
Ja – ich lebe von meiner Arbeit, vom Geld, das ich mit dieser Arbeit verdiene, nicht vom Applaus, nicht von der gesunden Energie, die mir meine Arbeit gibt.
Ja – ich fühle mich reich.
Nein – ich bin nicht reich an Geld, im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen von Akademikern meines Bildungsgrades.
Doch – ich bin reich an Sinn, ich bin reich an Kreativität, Ideen und Mut, ich bin anpassungsfähig und ich brauche Veränderung, neue Perspektiven als Inspiration.
Ich bin reich – wenn ich in meinem Tempo, mit meinen Ideen, auf meine Weise, das tun kann, was mein Herz und meine Seele mir sagen.
Meine Utopie: Kunst*Arbeit bekommt echte, faire monetäre Wertschätzung.
Ja – ich bin (auch) Mama. Nein- meine Schwangerschaft und Geburt waren nicht kompliziert. Obwohl ich allerorten von Problemen, Schwierigkeiten, Komplikationen höre, lese. Ja – ich stille, weil es das natürlichste von der Welt ist. Ja – ich nehme mir Zeit für mein Baby und gebe es nicht schnellstmöglich ab, um wieder arbeiten zu können. Selbst der Sinn des Mutter-Seins scheint unserer Gesellschaft abhandengekommen zu sein… (dazu an anderer Stelle mehr!)
Nach gängigen, heutigen, gesellschaftlichen Vorgaben, sollte ich mein Kind in die Betreuung von Fremden geben, damit mir Zeit zum Geldverdienen, für die Fortsetzung meiner Karriere bleibt. Geld verdienen, um dann davon die Betreuung für mein zu Kind bezahlen. Sinn oder Un-Sinn?
Meine Utopie: Gerechte Bezahlung für Care-Arbeit, v.a. wenn sie von der Mutter selbst geleistet wird und solange sie das will. Oder entsprechende Infrastruktur, wenn sie sich entscheidet, es nicht oder nur kurzzeitig komplett zu tun…
Für mich besteht der Sinn in der Balance aus allem, was mir wichtig ist, aus allem was mich zufrieden macht, was mich „Leben intensiv spüren“ lässt. Ich will versinken, Zeit und Raum vergessen, den Moment genießen und voll auskosten. Wer also bestimmt, wie lange etwas dauern soll oder was etwas kosten muss.
Beim Schreiben kann ich mich verlieren, bei Singen, beim Theatermachen, so wie andere beim Joggen, Video-Game spielen, wandern oder Gärtnern…
Meine Utopie: Jede, jeder darf seinen Sinn finden, worin er, sie will!
Warum also sind wir oft so oberflächlich, materialistisch und angstgesteuert?
Wie wäre es, wenn wir einfach dahin zurückgehen- wo wir zumindest laut biblischer Geschichte- herkamen.
Aus dem Paradies.
Auch Nicht-Christen oder Atheisten wissen, dass die menschliche Seele zwar der Dunkelheit des Mutterleibes, aber doch der Liebe entspringt und ins Licht geboren wird.
Wie wäre es, wenn wir die Geschichte neu schreiben:
Wir alle kommen aus der Dunkelheit ins Licht, aus dem warmen Schoß unserer Mutter, in uns alle Weisheit, alles Wissen des Kosmos, die Weltintelligenz, die universelle Lebensenergie.
Adam und Eva lebten einst Seite an Seite glücklich und zufrieden im Paradies.
Warum hat die Schlange nicht Adam den Apfel der Versuchung angeboten?
Weil er nicht „zu Hause“ war, jagen, ein Bier trinken oder beim Sport…
Eva – und ja, die Ur-Ahnin aller Frauen, war Frau und konnte der Versuchung nicht widerstehen, eine schicke Handtasche, schöne Fingernägel, der Apfel Symbol der kurzen Flucht aus dem Alltag, der Kick gegen Routine und Langeweile.
Ich bin sicher, auch Adam hätte ihn gekostet- wir sind Menschen.
Menschen vergessen, zu schätzen, was sie haben, das was am nächsten liegt, sehen sie oft nicht mehr.
Das Paradies liegt vor deiner Haustür, vielleicht sogar bei dir zu Hause.
Es findet sich in den kleinsten Dingen: getrocknete Rosenblütenblätter auf dem Teppich, das strahlende Lächeln eines Kindes, die Postangestellte, die dir die Tür öffnet,…
Werte wie Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit klingen in meinen Ohren wie eine Farce, wenn ich durch Paris‘ Straßen schlendere oder die Medien verfolge und doch versinnbildlichen sie meine ganz persönliche Vorstellung vom Paradies.
Denn leider sind wir nicht mehr gleich: Systeme, Rassen, Geschlechterrollen etc. haben uns ungleich werden lassen.
Denn leider sind nicht mehr frei: wir werden kontrolliert, überwacht, wir sollen uns tagtäglich rechtfertigen, erklären, beweisen.
Die Welt ist nicht gerecht: wenn man sich allein die Verteilung des Geldes anschaut, die Armut selbst auf den Straßen des reichen Europas, die Chancenungleichheit unserer Kinder.
Warum lassen wir uns in unseren privilegierten Gesellschaften von der Angst leiten, statt vom Vertrauen, mit dem wir einst alle auf die Welt gekommen sind?
Was kann uns denn passieren?
Warum wählen wir die Hölle, statt das Paradies?
Wann fangen wir wieder an zu leben, zu träumen, uns frei zu fühlen, frei in allem was wir tun?
Meine Utopie: Alles, was wir uns wünschen ist möglich.
„La vie est belle- Das Leben ist schön“!